Die Mauer, auf der sich die Wandmalerei befindet, wurde um die Mitte des 14. Jahrhunderts eingezogen, um die Erhöhung des darüber befindlichen Turms statisch absichern zu können. Kurz darauf entstand die Seccomalerei mit der ungewöhnlichen Ikonografie des Erzengels Michael, der sich von Satan ab- und der thronenden Muttergottes mit Kind zuwendet. Diese Zusammenstellung ist singulär. Michael tritt als unparteiischer Seelenwäger, als praepositus paradisi, zwischen den Vertretern von Himmel und Hölle auf. In der einen Waagschale kniet eine Seele, die sich Maria mit gefalteten Händen zuwendet, in der anderen hocken kleine Teufel, die ihre Schale mit Mühlsteinen beschweren. Das Christuskind als zukünftiger Erlöser deutet mit dem Segensgestus die Errettung der Seele an. Satan ist wie üblich mit Fellzotteln, Bocksfüßen und Gesichtern an Bauch und Hinterteil dargestellt.
Günter Buchinger
The wall that the mural is on was put up in the mid-14th century to structurally secure the heightening of the tower above it. Not much later, this secco painting was made with its unusual iconography of the archangel Michael turning away from Satan and toward the enthroned Mother of God with the child. It is a singular configuration. Michael steps in as the impartial Weigher of Souls, the praepositus paradisi, between the exponents of heaven and hell. There is a wretched soul kneeling in one scale pan, imploring Holy Mary with folded hands; in the other, little devils are squatted down trying to weigh down their side with millstones. The infant Jesus as the future Savior presages with a blessing gesture the redemption of the soul. Satan is depicted as usual, in a shaggy fur, cloven-hoofed, with faces on his belly and bottom.
Günther Buchinger