Die Gemeinschaftsgruft mit den meisten Bestattungen wurde in den Totenprotokollen des Pfarrarchivs „Vesperbildgruft“ genannt, nach dem deutschen Wort für „Pietà“. Als Pietà wird eine Darstellung Marias bezeichnet, die ihren toten Sohn Jesus in ihrem Schoß betrauert. Eine solche Darstellung befindet sich im Vesperbildaltar im rechten Seitenschiff der Kirche. Mehr als 850 Menschen sollen in der darunterliegenden Gruft ihre letzte Ruhe gefunden haben, mehrheitlich Kinder, um die das Maria-Bildnis in der Kapelle ebenso trauern sollte. In der Gruft, der man in den 1950er-Jahren den Namen „Vesperbildgruft“ gab, befinden sich jedoch nur neun Holzsärge, darunter vier Kindersärge. Die Bezeichnung ist demnach unzutreffend und die eigentliche Vesperbildgruft bis heute nicht eindeutig lokalisiert. Auf der gegenüberliegenden Seite der Holzsärge befinden sich noch zwei ummauerte Metallsärge. Dass sie aus Metall sind, lässt sich durch ein Loch im Mauerwerk erkennen. Es handelt sich um einen Erwachsenen- und einen Kindersarg. Wer in diesen Särgen liegt, ist nicht bekannt, nur eine Zerstörung der Ummauerung könnte darüber Aufschluss geben. So bieten sie Raum für Spekulationen, von Pestopfern über Ungläubige bis hin zu Vampiren, denn die Särge sollen mit Eisengurten beschlagen sein, wie eine Bodenradaruntersuchung ergab.
Oskar Terš