Kein Mensch kann leben, ohne zu fragen: Was wird werden – morgen, übermorgen, in weiterer Zukunft? Was wird werden mit mir, meinen Plänen, mit den Menschen, die mir nahestehen? Vieles auf der Welt würde nicht passieren, wäre der Mensch nicht auf Hoffnung und Zukunft ausgerichtet.
Wer nichts mehr erhofft, hat auf nichts mehr zu warten. Hoffnung ist so selbstverständlich und alltäglich, dass man ihren großen Wert erst erkennt, wenn sie fehlt. Wir erhoffen Gesundheit, Erfolg, das Gelingen unseres Lebensentwurfes. Wir brauchen Hoffnung, damit wir unsere schöpferischen Fähigkeiten und Kräfte entfalten können. Diese Hoffnung kann aber nichts Oberflächliches sein. Sie muss standhalten in den Tagen der Krankheit und Not, in Scheitern und Schuld. Sie darf auch am Rande des Lebens nicht zerbrechen und erst recht nicht im Tod. Aber es ist zu einfach, einem Menschen nur zu sagen: Du musst hoffen.
Ob es Hoffnung gibt, entscheidet nicht allein der Einzelne. Unsere Hoffnung ist verknüpft mit den Menschen, die uns begegnen. Sie können unsere Hoffnung fördern, aber auch hemmen oder ersticken. Jeder von uns ist für die Hoffnung der anderen verantwortlich.
Und im Laufe der Zeit müssen wir lernen: Es gilt, immer mehr von dem zurückzunehmen, was wir uns vorgestellt haben. Der Mensch stirbt nicht auf einmal, sondern wir müssen Stück um Stück hergeben: die Kindheit, die Jugend, Wegbegleiterinnen, geliebte Menschen. Je weiter wir auf unserem Lebensweg gehen, desto unwiderruflicher werden unsere Entscheidungen und Taten. Die endgültige Entscheidung bringt der Tod. Im Tod eines Menschen wird das Leben am Ende gültig. Wäre der Tod nicht, so gäbe es nichts Unwiderrufliches, es wäre alles wiederholbar, nichts wäre einmalig, alles wäre gleich gültig und daher wahrscheinlich auch gleichgültig.
Denn der Tod ist höchstwahrscheinlich die beste Erfindung des Lebens. Er bewirkt den Wandel. Er lichtet das Alte, um Platz zu machen für das Neue.
P. Erhard Rauch SDS
No human being can live without asking: What will be—tomorrow, the day after tomorrow, in the future ahead? What will happen—to me, my plans, the people close to me? Much in the world would not be happening if humans were not hopeful and focused on the future.
They who hope for nothing have nothing to wait for. Hope is so natural and so quotidian that we only realize its great value once it is lost. We hope for health, success, for our life plan to turn out well. We need hope in order to be able to unfold our creative capabilities and strengths. That hope, however, must not be superficial. It must be able to stand firm in times of sickness and need, in failure and guilt. And it must not break on the edge of life, no less in death. But it would be too simple just to tell a person: You must have hope.
Whether there is hope is not decided by the individual alone. Our hope is linked to the people we meet. They can nourish our hope but also hamper and stifle it. Each of us is responsible for the hope of others.
And over time, we have to learn: it is all about retracting step by step from what we once imagined. A human being does not die all at once, but we have to give away piece after piece: our childhood, our youth, companions on our way, people we love. The farther we proceed on our path in life, the more irrevocable our decisions and actions become. The final decision is brought by death. In death, a person’s life is validated in the end. If there were no death, nothing would be irrevocable, it would all be repeatable, nothing would be unique, and everything would matter the same and therefore probably not matter at all.
For death is most likely life’s best invention. It effects change. It clears out the old to make way for the new.
P. Erhard Rauch SDS