Das Verlangen, dem Haus Habsburg, dem man im Leben treu ergeben war, auch im Tode nahe zu sein, ließ in der Zeit des Barocks jene Toteninsel für Adel und Volk im Herzen Wiens erstehen, die heute weltweit bekannt ist unter dem Namen: Michaelergruft.
Zwar umgab die Michaelerkirche, deren Bauzeit zwischen 1220 – 1250 fällt, ein eigener Friedhof. Da er aber zu nahe der kaiserlichen Hofburg lag, wurde er 1508 auf Befehl Maximilians I. aufgehoben. Doch schon frühzeitig stand St. Michael als Grabeskirche in Benützung. Unter dem Kirchenpflaster wurden Knochen gefunden, deren Alter auf 600 Jahre geschätzt wird. Erst in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts hat man gezielt mit der Anlage von Einzelgrüften begonnen, bis dann im 17. Jahrhundert durch den Ausbau der Pfarrgrüfte die Michelergruft im wesentlichen ihre heutige Größe erhielt.
Als die Salvatorianer 1923 die Verwaltung der Michaelerkirche übernahmen, fanden sie in der Gruft die Särge zu viert und fünft übereinandergeschichtet. Zwei Ordensbrüder der Salvatorianer brachten in jahrelanger mühevoller Arbeit die Gruft in Ordnung. Gegen Ende des 2. Weltkrieges zerstörten Bomben das Rohrsystem der Wasserleitungen auf dem Michaelerplatz. Das eindringende Wasser überschwemmt einen Teil der Gruft. Die Schäden konnten erst einige Jahre später behoben werden.
Als 1977 P. Wolfgang Worsch Pfarrer von St. Michael geworden war, machte er erneut die Michaelergruft der Öffentlichkeit zugänglich. Er leitete elektrisches Licht ein und behob die Schäden, die im Laufe der Jahre an den Särgen entstanden waren.
Dieser gekürzte Text ist vollständig veröffentlicht in: P. Waldemar Posch SDS, Die Michaelergruft in Wien, Wien 1981, S. 2, S. 7-9