Das Kaiseroratorium
Die Wand- und Deckenflächen im Vorraum des Kaiseroratoriums spiegeln dessen Geschichte und unterschiedliche Gestaltungen seit ihrer Entstehung wider. Die um 1669 entstandenen Räumlichkeiten waren ursprünglich mit barocken Architekturmalereien dekoriert, die heute nur mehr teilweise vorhanden sind. In den darauffolgenden Jahrhunderten erfolgten weitere Ausstattungen, die sich teilweise nur mehr fragmentarisch unter der heute sichtbaren Ausmalung befinden.
Vermutlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Wandflächen mit einem gemalten Brokatmuster versehen, gerahmt durch aufgenagelte Goldleisten und einen gemalten grauen Rahmen, der zum Boden hin mit einem dunkelgrauen Sockel abschließt. Die aufwendige Gestaltung der Wandfelder erfolgte in mehreren Arbeitsgängen, deren Abfolge sich folgendermaßen darstellt:
Auf eine weiße Kalkgrundierung wurde zuerst ein braunroter Grundton aufgetragen, der mit gelben und dunkelroten Sprenkeln aufgelockert wurde. In einem weiteren Schritt sprenkelte man die Wandfelder mit Perlglanz, wobei an den Rändern weniger aufgetragen wurde als zur Mitte hin. Dann erst wurde mit Hilfe von Schablonen das eigentliche, gelbe Brokatmuster angebracht. Zuletzt erfolgte der Auftrag des silbernen Gitternetzes als Walzmuster.
Die vermutlich aus der ursprünglichen Ausstattung stammende, mit Stuckmarmor belegte Ofennische wurde bei der Neugestaltung des Raumes belassen. Lediglich die Rocaille, ursprünglich vergoldete Stuckapplikationen wurden neu bronziert.
An der Decke entstand bei der letzten Renovierung der illusionistische Deckenspiegel auf hellem Untergrund. Nach der Befundung, die mehrere, aus unterschiedlichen Epochen stammende Dekorationen der Wände und Decke ans Tageslicht brachte, wurde mit den Vertretern des Konvents und des Bundesdenkmalamtes beschlossen, die heutige Gestaltung zu bewahren, da diese in ihrer Qualität und Geschlossenheit ein außergewöhnliches Dokument aus dem letzten Jahrhundert darstellt. Jedoch stellte die Restaurierung der wasserempfindlichen und fragilen Leimfarbenausmalung eine besondere Herausforderung dar, da sie an einigen Flächen bereits stark abgebaut und verschmutzt war. Eine behutsame, aufwendige Reinigung zeigte an den Wänden den erwünschten Erfolg. Das ehemals kostbar erscheinende Brokatmuster war wieder gut erkennbar und entfaltete bei Licht seine volle Pracht.
Die Farbabhebungen wurden wieder mit dem Untergrund verklebt und die Fehlstellen mit einer Kalk-Gipsmasse ergänzt. Verluste in die Malschicht wurden mittels Aquarellretusche bzw. Gouachefarben für die silbernen Stellen geschlossen.
Leider war an der Decke die Farbe der Hintergrundfläche bereits stark abgebaut und verschmutzt, sodass die an den Wänden angewandte Reinigung nicht möglich war. Nach mehreren Versuchen mit unterschiedlichen Reinigungsmethoden, die alle nicht erfolgreich waren, wurde der Beschluss gefasst, die Malschicht an den Hintergrundflächen der Decke abzunehmen und in Leimfarbentechnik zu erneuern. Der gemalte illusionistische Stuckrahmen wurde belassen, lediglich mit weichen Pinseln gereinigt und gefestigt.
Restaurierung der Holzausstattung
Das Kaiseroratorium besitzt eine architekturgebundene Holzausstattung, die aus einer Altararchitektur mit Marienandachtsbild, einem Sternparkettboden, einer Doppelfensteranlage (hofseitig), zwei Fensteranlagen mit Schiebefenstern, die den Blick ins Kircheninnere zum Hochaltar freigeben, sowie einer Sitz- und Betnische und zwei Holztüren besteht.
Der Kern der Ausstattung stammt aus dem Barock, ist aber in folgenden Jahrhunderten mehrmals überarbeitet und ergänzt worden (Biedermeier, spätes 19. bzw. 20. Jahrhundert).
Die Altararchitektur zeigt heute eine holz- und marmorimitierende Oberfläche (Holzmaserierung, Marmorierung). Als Zierelemente sind seitlich zwei polimentvergoldete Engelsskulpturen mit weißem Inkarnat und verschiedene vergoldete, versilberte und bronzierte Objekte aus unterschiedlichen Jahrhunderten angebracht. Ursprünglich war die Altararchitektur in Blautönen marmoriert, die Skulpturen waren komplett vergoldet und gehörten vermutlich nicht zur originalen Ausstattung.
Der Zustand der gefassten Oberflächen war geprägt durch starke Verschmutzung, Verrußung, Fassungsverlust. Im Sternparkettbereich kam es zu Furnierablösung, Rissbildung und Fugenbildung zwischen den Parkettplatten. Die Schadensbilder können auf ungünstige klimatische Bedingungen in Kombination mit Alterserscheinungen der Werkstoffe, aber auch unsachgemäße Renovierungsarbeiten zurückgeführt werden.
Als Restaurierungsziel wurde für die gesamte Holzausstattung das Erhalten des gewachsenen Zustandes und die Konservierung desselben angestrebt. Die Konservierung der Altararchitektur und Skulpturen beinhaltete Arbeitsschritte wie Reinigung, Festigung der Fassung, Schließen von Fehlstellen und dem Umfeld angleichende Retusche der Oberfläche. Für die Schiebefensteranlagen, Türen und Mobiliar wurden Maßnahmen wie Reinigung und Schutzüberzug durchgeführt.
Beim Hoffenster wurde der dunkelbraune, stark verschmutzte Überzug von Holz und Beschlägen abgenommen, ein Beschlag musste ergänzt werden. Die Holzoberfläche wurde mit Leinöl eingelassen. Das Sternparkettfurnier wurde soweit als möglich gefestigt, offene Fugen ausgespänt, die stark reduzierte und versprödete Oberfläche abgenommen und neu mit Leinöl und Wachs aufgebaut.
Dieser Text ist veröffentlicht in Michaeler Blätter, Nr. 44, August 2017, S. 10 f.