„Jede Restaurierung ist eine Verschönerung“ (Pater Peter van Meijl)
Die Michaelerkirche sollte ein würdiges, lebendiges, offenes Gotteshaus werden, offen für alle Menschen. Um den Reichtum des Gebäudes zu erhalten, wurde in den vergangenen Jahren in der Michaelerkirche eine Vielzahl von Projekten in Angriff genommen und auch zu Ende geführt. Dadurch konnte Vieles restauriert, konserviert und dadurch verschönert und erhalten werden. Mit einer stichwortartigen Aufzählung möchten wir einen Überblick über die einzelnen Projekte geben:
- Der Mailänder Altar von 1634 wurde aus der Werdenbergkapelle, wo er in einer offenen Kirche gefährdet war, in die Portugiesische Sakristei übersiedelt.
- Die Grablegungsgruppe wurde hergerichtet und jedes Jahr in der Karwoche wird in der Werdenbergkapelle das Heilige Grab aufgestellt.
- Die Sammlung der Funeralkronen wurde neu geordnet.
- Um das romanische Portal, das hinter dem Armenseelenaltar entdeckt worden war, freizulegen, wurde der Altar zunächst teilweise und dann im Jahr 2004 zur Gänze abgebaut und in einen anderen Raum umgesiedelt. 2010 wurde das Tympanon renoviert, das jetzt zu den besonderen Schätzen der Kirche zählt.
- In den Jahren 2004/05 wurden die Räume der Pfarrkanzlei renoviert und neu eingerichtet, gemeinsam mit der Ordensgemeinschaft wurde der Jour Fixe-Raum saniert und ebenfalls neu eingerichtet.
- In der Judas-Thaddäus-Kapelle wurde von einer Studentin der Akademie der bildenden Künste Wien das Fresko des Evangelisten Markus gereinigt, instand gesetzt und konserviert.
- Im Jahr 2006 wurde die Vesperbildkapelle, mit reicher barocker Ausgestaltung aus dem Jahr 1637 und der Pietà von ca. 1450, von drei Studenten der Akademie der bildenden Künste Wien im Rahmen ihrer Diplomarbeit restauriert. Seit der Fertigstellung wird an jedem ersten Montag im Monat hier die Vesper gebetet.
- Die vielen Kapellen wurden gereinigt, von Unnötigem befreit und zugänglich gemacht.
- Die Pauluskapelle wurde zur Friedenskapelle umgestaltet und Besucher können dort ihrer Verstorbenen gedenken.
- Wertvolle Holzpodeste in den Kapellen wurden restauriert und damit das unerträgliche Quietschen beseitigt.
- Um die drohende Zerstörung der Särge und der Mumien in der Gruft hintanzuhalten, wurde begonnen, Särge, die von Schädlingen (Rüsselkäfer) befallen waren, zu restaurieren. Die im Jahr 2006 provisorisch installierte Klimaanlage konnte im Jahr 2012 durch eine neue Klimaanlage ersetzt werden; so kann das richtige Maß von Temperatur und Luftfeuchtigkeit eingehalten werden. Damit ist der Erhalt der Gruft gesichert und es ist sinnvoll, weitere Särge zu renovieren. Pater Peter hat selbst mit Hand angelegt, wenn im Zuge dieser Maßnahme Särge umgestellt werden mussten.
- Die bei einer Turmbegehung entdeckte, seit Langem unbeachtete Osterratsche aus dem Jahr 1901 wurde instandgesetzt und wird seit der Karwoche 2007 alle Jahre von Gründonnerstag bis Karsamstag wieder verwendet.
- Die barocke Sakristei, ein Zubau zur Kirche aus den Jahren 1720/25, die nicht nur wegen des Raumes, sondern vor allem wegen der barocken Paramentenschränke etwas Besonderes ist, wurde restauriert und zu Pfingsten 2008 feierlich wiedereröffnet.
- Auch Dinge, die man nicht sieht, die aber wichtig sind, wurden 2010 erledigt, wie das Entfernen von 6.300 kg Schutt aus dem Dachboden.
- Im Jahr 2008 wurde das Berchtold-Epitaph im Eingangsbereich restauriert, Bilder von Peter Strudel im Sommerrefektorium des Klosters konnten restauriert werden.
- Im Dachraum über dem Gewölbe der Annakapelle befindet sich der obere noch erhaltene Teil einer Wandmalerei mit dem Thema „Christus als Weltenrichter“, die im Jahr 1470 für die – damals gotische – Kapelle der Bäckerinnung entstanden ist. Durch den Abbruch des gotischen Gewölbes und Einbau eines barocken Kuppelgewölbes wurde das Bild zerstört, nur der oberste Teil blieb erhalten. Der wurde im Jahr 2010 restauriert, bleibt aber weiterhin für die Öffentlichkeit verborgen, da es wegen der dafür nötigen Kosten bisher noch nicht möglich war, einen sicheren Zugang dazu zu schaffen.
- Das Fresko „Hl. Michael als Seelenwäger“ an der Wand zur Turmkapelle wurde 2011 restauriert.
- Die Glocke von 1525, die nach einem Brand bereits einen Absturz überstanden und alle Kriege überlebt hatte, stand – stumm, mit einem Sprung – vor der Kirche, bis sie repariert, seit Dezember 2006 wieder vom Turm her klingt. Auch die für das Geläute notwendige Elektroinstallation wurde erneuert.
- Die vier Ziffernblätter der Turmuhr wurden restauriert.
- Die Kreuzkapelle wurde im Jahr 2010/11 renoviert und am 1. April 2012 neu eingeweiht. Bemerkenswert sind die beiden ebenfalls restaurierten Sandsteinfiguren von Katharina von Alexandria und Nikolaus aus der Zeit von 1350 bis 1362 und das Kruzifix aus dem Jahr 1510/15. Die Darstellungen an den Schlusssteinen und die Farbfassungen an den Gewölberippen wurden renoviert, sowie Reste von Fresken freigelegt. Mit allen diesen Erneuerungen und einer Neuaufstellung der vorhandenen barocken Bänke ist die Kreuzkapelle eine schöne, würdige Werktagskapelle.
- Der bei einem Brand im Jahr 1525 zerstörte und damals neu hergestellte Dachstuhl der Kirche ist heute noch original erhalten. Als Lehr- und Forschungsprogramm für Studenten der Architektur an der Technischen Universität wurde im Jahr 2011 der Dachstuhl erforscht und aufgenommen. Eine solche Aufnahme ist über das Lehr- und Forschungsprogramm hinaus wertvoll für Kontrolle und Erhaltung der Dachkonstruktion. Im Jahr 2014 wurden, in Fortsetzung, die Dachstühle über den Seitenschiffen und allen Kapellen (die aus verschiedenen Herstellungszeiten stammen), aufgenommen.
- Das Portal der Turmkapelle mit Figuren über dem Dreiecksgiebel und Inschrift zur Stiftung dieses Portals war unsachgemäß instandgesetzt gewesen und konnte im Jahr 2012 in den ursprünglichen Stand versetzt und renoviert werden.
- In der Turmkapelle wurde das Fresko mit der Darstellung der heiligen Wandlung restauriert.
- Die schmiedeeisernen Kapellengitter wurden im Jahr 2013 erforscht und renoviert. Die aus verschiedenen Zeiten vom 17. bis zum 19. Jahrhundert entstandenen Gitter wurden nicht nur in ihrer Eigenart erforscht, sondern es wurde ein Konservierungskonzept erstellt, um die langfristige Erhaltung zu gewährleisten.
- Die Sieber-Orgel aus dem Jahr 1714, die größte erhaltene Barockorgel Wiens, ein Meisterwerk barocker Orgelkunst, wurde im Jahr 2014 zum 300 Jahr-Jubiläum gereinigt und instandgesetzt. Dabei wurde das Gehäuse und die Orgelbrüstung restauriert und vor allem die Orgelpfeifen gereinigt und kleine Mängel behoben. Auch die Beleuchtung der Orgelempore wurde erneuert. Zum Weihnachts-Hochamt am 25. Dezember 2014, das im Fernsehen übertragen wurde, konnte die Orgel wieder mit ihrer ganzen Strahlkraft erklingen.
- Im Eingangsbereich ist an dem Bogen unter der Orgelempore ein Fresko, das durch den Erweiterungsbau der Orgelempore und durch den Lauf der Zeit sehr in Mitleidenschaft gezogen war. Das Fresko, mit einer Gedenkschrift an Kaiser Maximilian I. aus dem Jahr 1526, ist zur Zeit in Restaurierung.
- Dem Portikus, von Beduzzi aus dem Jahr 1724, haben Verwitterung, Feuchtigkeit und Tausalz sichtbare Schäden zugefügt. Der Innenraum konnte im Jahr 2014 saniert werden. Außen wurde im Jahr 2015 mit der Renovierung begonnen, die heuer abgeschlossen wird.
Die Durchführung dieser Vielzahl an Projekten schafft natürlich der Pfarrer nicht allein. Das Wichtigste in diesem Zusammenhang ist Teamarbeit, Vernetzung, Motivation und Zusammenarbeit. Durch den persönlichen Einsatz von Pater Peter sowie die unermüdliche Arbeit von vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, die Mitwirkung des Bundesdenkmalamtes, der Erzdiözese und der Stadt Wien, sowie die Spenden und finanzielle Unterstützung vieler Menschen und Organisationen, durch die Unterstützung durch den Verein der „Freunde der Michaelerkirche“, sowie die Mitarbeit der Diplomanden und Studenten wurde diese herausragende Leistung der letzten Jahre erst möglich.
Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ an alle.
Dieser Text ist veröffentlicht in Michaeler Blätter, Nr. 39, Mai 2016, S. 14 f.