Der Portikus der Michaelerkirche – der Eingang vom Michaelerplatz – ist ein Bauwerk in klassizistischer Art eines griechischen Tempels und wird von barocken Figurengruppen bekrönt.
Errichtet wurde der Portikus nach Entwurf von Antonio Beduzzi im Jahr 1724 als neuer repräsentativer Eingang zur Kirche vor dem ursprünglichen frühgotischen Portal – im Dachraum des Portikus ist der obere Teil noch teilweise erhalten. Die klassizistische Fassade der Kirche ist nicht gleichzeitig mit dem Portikus errichtet worden, sondern fast 70 Jahre später, in den Jahren 1791/92 nach Entwurf von Architekt Ernest Koch, als Verkleidung der ursprünglichen Westfassade.
Dem Portikus haben Verwitterung, Feuchtigkeit und Tausalz sichtbare Schäden zugefügt, die in mehreren Sanierungen behoben werden mussten. Eine Renovierung erfolgte 1997/98, die letzte in den Jahren 2014 (innen) und 2015/16 (außen), bei der konstruktive Maßnahmen zur Sicherung der Struktur gesetzt und schadhafte Teile ausgetauscht wurden. Die Oberfläche wurde gereinigt und die weiße Fassung, entsprechend dem originalen Erscheinungsbild, wiederhergestellt.
Die Figurengruppe auf dem Portikus, geschaffen von Lorenzo Mattielli im Jahr 1725, stellt den Erzengel Michael dar, der den Teufel in die Hölle stürzt, und soll schon vor dem Betreten der Kirche die Macht des Namenspatrons der Kirche eindrücklich darstellen. Dies wird in der Kirche mit dem Engelsturz noch großartiger wiederholt. Flankiert wird die Michaelsgruppe von zwei weiteren Erzengelfiguren, Raphael und Gabriel. Während der Portikus in zurückhaltender, klassischer Gestaltung entworfen ist, sind die hochbarocken Figuren eine der größten und, in der maximalen Ausnützung der dem Material Stein gesetzten Grenzen, kühnsten barocken Freiplastiken Wiens. Das stellt auch an die Erhaltung der Figuren größte Anforderungen. Sie wurden im Jahr 1943 zum Schutz vor Kriegszerstörung zerlegt, geborgen, in eine Werkstätte des Bundesdenkmalamtes transportiert, 1951 in der Werkstätte repariert und wieder auf dem Portikus aufgestellt. Weitere Restaurierungen erfolgten 1984 und 1996. Bei der aktuellen Restaurierung, beendet im Juli 2016, wurde der Zustand überprüft, die Figuren gereinigt und die Farbschicht erneuert, ebenso wurden die Platten im Sockelbereich des Portikus erneuert bzw. instandgesetzt.
Möglich gemacht wurde die Renovierung durch Finanzierung von Erzdiözese, Bundesdenkmalamt, dem Verein der Freunde der Michaelerkirche und der Pfarre. Damit ist der weitere Bestand des Eingangsbauwerkes der Michaelerkirche gesichert. Mit Freude durchschreiten wir wieder den Portikus, der in neuem Glanz erstrahlt.
Dieser Text ist veröffentlicht in Michaeler Blätter, Nr. 40, August 2016, S. 13