Katharina Ivanovskis restaurierte im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Akademie der bildenden Künste Wien diese Secco-Malerei und beendete ihre Arbeit im Oktober 2010.
Die Malerei wurde im Zuge einer umfassenden Untersuchung des Kircheninnenraumes 1974 unter mehreren Tüncheschichten entdeckt, freigelegt, konserviert und restauriert.
Aus der Diplomarbeit:
Die Darstellung ist in der Art eines Tafelbildes gerahmt. Der Rahmen ist von innen nach außen mit Begleitstrichen in den Farben rotbraun-hellrosa-rotbraun versehen und wird in den Ecken durch weiße rechteckige Rosetten auf schwarzem Untergrund betont. Bei der Darstellung handelt es sich um eine statische Komposition. Die Figuren sind in regelmäßigen Abständen nebeneinander aufgereiht. Sie sind starr und flächig gemalt.
Der heilige Michael, Patron der Kirche, nimmt die Mitte der Darstellung ein. Er wendet sich vom links stehenden Satan ab und der rechts thronenden Maria mit Kind zu.
In der rechten schwereren Waagschale befinden sich zwei Seelen, die sich mit einem Gebetsgestus Maria zuwenden. Neben ihnen ist auf der Schale ein Krug zu erkennen. In der leichteren Schale sitzen drei Gestalten. Eine davon hat lange gekrümmte Ohren und Nase. Die anderen zwei sind aufgrund ihres Erhaltungszustandes nicht weiter deutbar. Zwei angehängte Mühlsteine sollen das Gewicht auf ihrer Seite erhöhen und den heiligen Michael somit überlisten. Eine weitere Gestalt ist unter der Waagschale fallend bzw. am Mühlstein hängend dargestellt. Auch unter der Schale der Seligen ist eine weitere kleine Figur zu erkennen. Da sie nur fragmentarisch erhalten ist, kann man nur vermuten, dass es sich um eine kniende, Maria anbetende Person im Profil handelt. Möglicherweise ist hier der Donator1 bzw. Adorant2 dargestellt.
Maria, durch die Krone als Himmelskönigin gekennzeichnet, hält das stehende, in ein weißes Tuch gewickelte Christuskind im Arm. Der Kreuznimbus und der Segensgestus weisen auf dessen heilsgeschichtliche Bedeutung als künftiger Erlöser hin. Maria trägt ein wallendes rotes Gewand über einem grünen Kleid, das gewellte Haar von einem weißen Tuch leicht bedeckt.
Das Christuskind ist in eine weiße Tunika gekleidet, die nur Hände und Füße freigibt. Der Vergleich mit anderen Darstellungen3 deutet darauf hin, dass Christus ursprünglich das Buch des Lebens4 in der linken Hand gehalten haben könnte. Leider befindet sich in diesem Bereich heute eine Fehlstelle, so dass von einem eventuell vorhandenen Buch nichts mehr zu sehen ist.
Das Gewand Michaels ist wie das der Maria in grün und rot gehalten. Seine mehrfarbigen Flügel oberhalb der Waagschalen nehmen einen großen Raum der Darstellung ein. Die einzelnen Federn sind nicht in einem streng geometrischen Muster aneinander gereiht, sondern in unregelmäßigen, lockeren Formen gezeichnet. Die verschiedenen hellen Farben gehen changierend ineinander über. In seiner rechten Hand hält Michael eine Waage, die linke Hand ist warnend gegen den Betrachter emporgehoben. In seiner ganzen Haltung ist er Maria zugewendet. Seine leicht gewellten braunen Haare sind von einem weißlichen Nimbus umgeben.
Der Teufel ist ebenso groß wie die anderen Figuren und trägt kein Gewand. Sein Körper ist rot, Beine und Arme sind stark behaart. Dies ist besonders gut im Bereich der Ellbogen und der Knie zu erkennen. Eine Behaarung auf dem Oberkörper ist durch schwarze Linien angedeutet. Charakteristisch für einen Teufel sind die Bocksfüße, lange Fingernägel und zwei lächelnde Gesichter am Unterleib. Unter dem linken Gesicht sind außerdem Genitalien dargestellt. Ein Schweif kann im Bereich der Fehlstelle nur vermutet werden. Das Gesicht ist stark reduziert erhalten, eine lange und gekrümmte Nase ist nur an rötlichen Farbresten zu erahnen. Auf dem Kopf sind zwei zugespitzte Fortsätze erhalten, die möglicherweise Hörner oder aber auch Ohren darstellen.
Die Figuren von Michael und Maria werden im oberen Bereich von weißen Sternen umgeben. Der Hintergrund weist an diesen Stellen eine graue Malschicht auf, was auf die Darstellung einer Himmelspartie hinweist. Im unteren Bereich sind vorwiegend ocker- und grünfarbige Malschichtreste erhalten. Aufgrund des stark fragmentarischen Zustandes kann jedoch keine Aussage über die Darstellung in diesem Bereich gemacht werden.
Dieser Text ist veröffentlicht in Katharina Ivanovskis, „Der Erzengel Michael als Seelenwäger, flankiert von Maria mit Kind und dem Teufel“: Pilotarbeit zur Konservierung-Restaurierung (Kalk-Secco Malerei, 2. H. 14. Jh., Pfarrkirche St. Michael, Wien), Diplomarbeit an der Akademie der bildenden Künste Wien, Wien 2010, S. 19