Wenn Sie in unsere Kirche kommen und im linken Seitenschiff ganz nach vorne gehen, stoßen Sie auf die Werdenberg-Kapelle, ein verstecktes Juwel.
Bei der Kapelle handelt es sich um die nördliche, ursprünglich gotische, Chorkapelle, die Johann Baptist Graf von Werdenberg in den Jahren 1627 bis 1629 durch Einziehen eines frühbarocken Gewölbes umgestalten ließ. Den aus mehreren Marmorsorten zusammengesetzten Altar schmückt das Gemälde „Anbetung der Hirten“ von Franz Anton Maulbertsch, was ihr auch den Namen Geburt-Christi Kapelle gab.
Beim Eingang in die Werdenberg-Kapelle sind am Triumphbogen noch originale Fresken von 1350 zu sehen, nämlich zwei Engel, die ein Medaillon mit Christusbüste tragen. Auf der rechten Kapellenseite ist in ungefähr halber Wandhöhe ein privater Gebetsraum, Oratorium genannt, eingebaut. Dieser Raum ist heute noch durch eine schmale Treppe vom Presbyterium des Hauptschiffes aus zugänglich!
An der linken Seite schmücken über einem Marmortaufbecken drei monumentale Grabmäler die Kapellenwand. Vom Chorhaupt beginnend finden wir das barocke Grabmal des Johann Baptist Graf von Werdenberg, Erbstallmeister der fürstlichen Grafschaft Görz, Wirklicher Geheimer Rat, Kämmerer und österreichischer Hofkanzler, gestorben 1648.
Das Grabmonument wurde noch zu Lebzeiten Werdenbergs errichtet. Es ist ein Bronzerelief und zeigt in der Mitte Christus am Kreuz, rechts Graf Werdenberg in spanischer Tracht, links die Gattin Werdenbergs. Hinter dem gräflichen Paar steht jeweils der Namenspatron: rechts Johannes der Täufer, links die hl. Katharina. Im Boden vor dem Altar der Kapelle ist die Gruftplatte mit dem Wappen der Familie Werdenberg-Namest eingelassen.
Linkerhand des Werdenberg-Reliefs befindet sich das Renaissancegrabmal des Georg Freiherr zu Herberstein, Erbkämmerer und Erbtruchsess, gestorben 1570. Herberstein ist dargestellt als geharnischter Ritter, der mit gefalteten Händen vor einem Kruzifix kniet.
Ein weiteres Renaissancegrabmal zeigt Ritter Erasmus von Gera, Hofkammerrat und Hauptmann zu Pettau, gestorben 1567. Er ist dargestellt im Harnisch, eine Fahne mit Kreuz haltend.
Neben den Grabdenkmälern führt eine gotische Tür ins anschließende Kloster sowie zur Gruft der Kirche. Am Pfeiler neben dieser Tür befindet sich eine Gedenktafel mit Lorbeerkranz für Pietro Metastasio (1698 – 1782), Hofdichter und Librettist vieler Opern, unter anderen von W. A. Mozart (La Clemenza di Tito). Metastasio selbst war ein begeisterter Anhänger der Musik Christoph Willibald Glucks – des Musiklehrers aller 16 Kinder Maria Theresias! Metastasio wohnte im benachbarten Großen Michaelerhaus und fand seine letzte Ruhestätte in der Gruft der Spanischen Bruderschaft in der Krypta der Michaelerkirche.
Dieser Text ist eine Zusammenfassung von zwei Artikeln, veröffentlicht in Michaeler Blätter, Nr. 34, Februar 2015, S. 7, und Nr. 43, Mai 2017, S. 10